Porträt der Trainerin Jennifer Heruday

Jennifer Carola Heruday, geb. am 11.07.1979 in Neuss

Zwischen Köln und Düsseldorf wuchs Jenny in einem 3000-Einwohner-Dorf am Waldgebiet Tannenbusch auf. Neben Meerschweinchen und Blumenwiesen entdeckte Jenny 1983 ihre Begeisterung für den Ball, den FUSSBALL.

Fortan verabredete sie sich vorwiegend mit Jungs zum Klettern und Fußballspielen. 1984 meldete ihre alleinerziehende Mutter sie beim 1. FC Delhoven an. Nur Jungs und Jenny in der Verteidigung – fiel fast niemandem auf, dass da ein Mädchen mitkickte, denn mit Kurzhaarschnitt war Jenny von den Jungs kaum zu unterscheiden.

Von der F-Jugend (Kreismeister) bis zur D-Jugend spielte Jenny, als Verteidiger(in), mit mehr als zehn Jungen erfolgreich Fußball, bis der Trainer in der Umkleidekabine eröffnete:

„Jenny darf in der nächsten Saison nicht mehr spielen … weil sie ein Mädchen ist!“

Daraufhin spielte Jenny lieber Tennis und begann einen Fechtkurs. Florettfechten war das neue DING. Beim TSV Bayer Dormagen hat Jenny von 1989 bis 1992 erfolgreich unter Katrin Limbach gefochten und das Florett lieben gelernt. Internationale und nationale Fechtturniere, Trainingslager, viermal die Woche Training und dann, mitten in einem Turnier, gaben Ihre Knie nach …

Die Turnierärzte und später auch die Sportärzte bestätigten: SOFORT OPERIEREN oder SPORTPAUSE.

Jennys Mutter entschied: SPORTPAUSE, was wohl langfristig die gesündere Variante war. Die Knie regenerierten sich langsam, aber von selbst und mit der Zeit war auch Sport wieder drin und Jenny begann Basketball zu trainieren. Sie war klein, aber schnell und auf dem besten Weg gut zu werden und der TRAUM Berufssportlerin zeichnete sich immer stärker ab – bis zum 21. Februar 1995.

Ein Mofa-Unfall veränderte alles

  • Beinbrüche rechts und links, Hirntrauma, Schlüsselbeinbruch
  • 10 Tage Koma
  • 3 Monate Klinikaufenthalt
  • 3 Jahre Rollstuhl und Krücken
  • unzählige Operationen

Prognose der Ärzte:

  • NIE WIEDER SPORT
  • Eventuell Unterschenkel links amputieren
  • Mit 30 Jahren höchstwahrscheinlich auf den Rollstuhl angewiesen
  • Heilungsprozess ungewiss
  • Heilungszeit unbestimmt

Jenny konnte sich damit nicht ansatzweise abfinden und hielt sich eher schwerfällig an den Rat der Ärzte. Denn in ihrem Kopf hämmerte nur ein einziger  Satz:

DAS WERDEN WIR ALLE NOCH SEHEN.

Jenny HerudayJenny trainierte schon wieder auf Krücken und im Krankenbett und mit dem stabileren Bein auf der Wiese. Es gab keine schweren Komplikationen, das Bein durfte dran bleiben und selbst die Ärzte konnten es kaum glauben, aber das Laufen neu lernen und gleichzeitig den BALL wieder kontrollieren: damit hätte niemand so schnell gerechnet.

1997 dann tatsächlich das erste Probetraining bei dem damaligen Erstligisten SV Brauweiler. Herr Meyer, der Klassenlehrer und damalige Ehemann von Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer, erkannte Jennys Talent früh und versuchte sie auch nach dem schweren Unfall weiterhin zu fördern und sportlich zu unterstützen. Leider war die Genesung noch nicht vollständig abgeschlossen, so dass regelmäßiges Training auf so hohem Niveau noch nicht drin war, aber die Liebe zum Ball blieb …

1999 absolvierte Jennifer nach zweitem Anlauf ihr Abitur. Aber ein neuer Berufswunsch war noch nicht entstanden. Also blieben nur Praktika, aber wo und was? Bekannte und Freunde rieten, soziale Berufe wären das richtige. Nach Praktika in Kindergärten, Krankenhäusern und sonstigen sozialen Einrichtungen war klar: Das ist es nicht. Eine Gartenparty bei Verwandten in Berlin brachte die Wendung. Die beste Freundin der Cousine fragte, ob Interesse an einem Praktikum in der TV-Branche besteht.

2000 startete Jennifer ihr erstes Filmproduktions-Praktikum bei Kobalt Productions, Produktionsfirma der Sendung Polylux. Nach neunmonatigem Praktikum war klar:

DAS IST DER BERUF, DAS IST MEINE STADT.

Und während der Ausbildung zur Kauffrau für audiovisuelle Medien trainierte Jenny ab 2001 beim SV Pfefferwerk die erste Mädchen-Fußball-AG für Acht- bis Zwölfjährige bis ins Jahr 2011.

2004 bis 2005 absolvierte Jenny erfolgreich eine weitere Ausbildung zur Eventmoderatorin und Sprecherin.

2005 bis 2006 studierte Jenny Medienmanagement an einer Universität in Hamburg.

2008 erwarb Jennifer die C-Lizenz Breitenfußball beim Berliner Fußball-Verband.

2007 bis 2009 spielte Jenny aktiv bei Borussia Pankow bis zur Verbandsliga.

2010 gründete Sie ihre eigene Service-Produktion für Film, Foto und TV mit einem Produktionspartner.

2011 wurde Jenny Mutter, verließ die AG vom Pfeffersport und begann noch im Jahr 2012 für den Berliner Fußball-Verband im Rahmen des Projektes „Alle kicken mit“, die Mädchen der Spartacus-Grundschule zu trainieren.

Seitdem findet jeden Mittwoch von 14 bis 15.30 Uhr das Fußballtraining für die 2. bis 4. Klasse und 4. bis 6. Klasse statt.

Jenny spielt noch einmal die Woche Fußball mit der Betriebsmannschaft „Blutgretchen“ der Universal Music.

Jenny erzählt selbst zum Fußball:

Fußball bedeutet für mich Spaß und Glück, Kommunikation und Integration, auch wenn man unterschiedliche Sprachen spricht. Fußball verbindet. Sogar im Urlaub, in fremden Ländern und an fremden Orten, habe ich beim Fußballspielen immer sofort Freunde gefunden, sogar Spieler mit Handicap kennengelernt.

Mir haben der Sport und besonders Fußball geholfen, meinen Unfall und die Folgen besser zu überstehen.
Fußball hat mich stark gemacht und mir geholfen ein Leben zu finden, außerhalb des Leistungssports, was mich trotz allem glücklich macht.
Fußball hat mir gezeigt, dass auch ein Unfall, egal wie schlimm, nicht das Ende für Sport sein muss.
Fußball ist für mich das Schönste was es gibt.

Mein Ansporn beim Training:

  • Ich möchte, dass die Kids Sport als Spaß und Erholung begreifen.
  • Jeder kann seine Sportart finden und in dieser über sich selbst hinaus wachsen.
  • Wut in Stärke verwandeln und negative Gefühle kontrollieren lernen, auch das macht Fußball für mich aus.

Fußball fühlen ist das Adrenalin kurz vorm Sieg
Fußball lieben heißt: Gemeinsam gewinnen und verlieren und danach immer ein gutes Gefühl mit nach Hause zu nehmen.

Das Selbstbewusstsein der Kinder stärken.
Kinder STARK machen.

Leitsprüche:

Wer viel trainiert, kann das Glück in sich selber finden.

CARPE DIEM